Algenraumteiler 2.0: Photobioreaktoren als lebendige Wand für Luftqualität, Akustik und Lichtstimmung
Warum nur dekorieren, wenn Ihre Wand auch atmen, leuchten und dämmen kann? Photobioreaktoren mit Mikroalgen ziehen als halbtransparente Raumteiler in moderne Wohnungen ein – leise, energiearm und erstaunlich vielseitig. Der Clou: Sie verbinden Luftreinigung, Schallsorption und Ambient-Licht in einem Möbelstück, das wie eine grüne, sanft glimmende Flüssigkeitswand wirkt.
Was ist ein photobioreaktiver Raumteiler?
Ein photobioreaktiver Raumteiler ist ein geschlossener, flacher Flüssigkeitskreislauf mit lebenden Mikroalgen (z. B. Chlorella), die mit LED-Licht versorgt werden. Das Modul steht wie ein Regal oder hängt wie eine Glasscheibe, trennt Zonen und übernimmt gleich drei Aufgaben: CO₂-Bindung, schalldiffuse Raumakustik und stimmungsvolles Licht.
Technischer Aufbau im Überblick
- Front-/Rückseite: Verbund aus ESG-Glas oder gegossenem Acryl (6–10 mm), innen hydrophobe Nanobeschichtung gegen Biofilm.
- Flüssigkeitsvolumen: 12–40 L Nährlösung (pH 6,8–7,2), optische Dichte steuerbar über Algenkonzentration.
- Algenkultur: robuste Süßwasser-Arten (z. B. Chlorella sorokiniana), gute CO₂-Toleranz, temperaturstabil.
- Beleuchtung: LED-Streifen mit 450 nm (Blau) + 660 nm (Rot) und einstellbarem Weiß (2 700–5 000 K) – 24 V SELV.
- Strömung: leise Mikro-Pumpe (≤ 25 dB) oder Luftheber; verhindert Sedimentation und Hotspots.
- Sensorik: Temperatur (20–28 °C), pH, Leitfähigkeit (Nährsalz), optionale CO₂-Sonde; Steuerung via WLAN/Matter.
- Gehäuse: Rahmen aus pulverbeschichtetem Aluminium, Dichtungen EPDM; Standfuß mit verdeckter Kabelführung.
Warum ein Algenraumteiler? Drei solide Wissenspunkte
| Aspekt |
Was passiert? |
Mehrwert im Alltag |
| Biophilie |
Mikroalgen schaffen sichtbares, lebendes Grün und dynamisches Licht. |
Wohlbefinden, Fokus und Entspannung steigen messbar in grünen Umgebungen. |
| Luft & CO₂ |
Photosynthese bindet CO₂ und setzt O₂ frei; Biofilm kann bestimmte Gerüche absorbieren. |
Stabilere CO₂-Werte im Homeoffice, frischere Atmosphäre ohne Zugluft. |
| Akustik |
Flüssigkeitsschicht wirkt massebedämpfend, Mikroblasen streuen Schall. |
Reduzierte Nachhallzeit, angenehmere Gespräche in Wohn- und Arbeitszonen. |
Dimensionierung: Wie groß, wie hell, wie viel Effekt?
Beispielrechnung für eine 1-m²-Panelwand
- Format: 1 000 × 1 800 mm, 20 mm Hohlraum → ca. 36 L Volumen
- LED-Leistung: 30–60 W (tageszeitabhängiges Dimmen 20–100 %)
- CO₂-Bindung (Faustwert): 3–10 g CO₂/Tag bei 60 W Photonenfluss und stabiler Kultur
- Akustik: RT60 um 0,1–0,2 s in mittelgroßen Räumen (Abhängig von Einrichtung)
Wichtig: Der Effekt wächst nicht nur mit Fläche, sondern mit Lichtführung und Strömung. Dunklere, dichtere Kulturen filtern mehr Licht und wirken als sanfter Sichtschutz.
Design: Von Smaragd bis Nebelgrün
Über die optische Dichte (Algenkonzentration) und das LED-Spektrum lassen sich Effekte erzeugen: smaragdgrüne Glow-Kante, milchig-neblige Flächen für ruhige Zonen oder klarere Panels mit nur leichtem Grün für Homeoffice. Mit circadianer Lichtsteuerung blendet das Weißlicht morgens kühl, abends warm – die Algen werden parallel mit Rot/Blau versorgt.
Sicherheit & Hygiene
- Geschlossenes System: keine Aerosole, geruchsfrei; Entlüfter und Rückschlagventil integriert.
- Lebensmittelsichere Materialien: BPA-freie Leitungen, pH-neutrale Schläuche; keine Kupferteile im Kreislauf.
- Wartung: Sichtkontrolle wöchentlich; Nährlösung alle 4–8 Wochen tauschen; Filtervlies nach Bedarf wechseln.
- Temperatur: 20–26 °C ideal; Überhitzungsschutz schaltet LED bei 30 °C ab.
- Kinder & Haustiere: ESG-Glas/Acryl mit Splitterschutzfolie; Standfuß mit Kippsicherung.
DIY: Bau eines 80 × 160 cm Photobioreaktor-Raumteilers
Materialliste
- 2 × Acrylplatten 6 mm, UV-stabil, 800 × 1 600 mm
- Rahmenprofil (Alu) mit EPDM-Dichtungen, Montageset
- LED-Streifen 24 V (RGBW + 660/450 nm), 100 W Netzteil SELV
- Mikro-Pumpe 24 V, 300–500 L/h + Silikonschläuche, Schnellkupplungen
- Sensorpaket: Temperatur, pH, Leitfähigkeit (wahlweise fertigmodul)
- Starterkultur Chlorella + Nährsalz (z. B. Guillard-Ansatz)
- Aktivkohle-Entlüfter, Inline-Filter 50–100 µm
- Standfuß mit verdeckter Kabelführung, Kippschutzwinkel
- Dichtkleber (neutralvernetzend), Isopropanol zur Vorreinigung
Schritt-für-Schritt
- Rahmen vormontieren, Dichtflächen reinigen, Acrylplatten spannungsfrei einsetzen.
- Ein- und Auslassstutzen unten/oben setzen, Schlauchsystem und Pumpe anschließen.
- LEDs rückseitig im Rahmenband verlegen; Netzteil in belüftetem Sockel integrieren.
- System mit entionisiertem Wasser, dann Nährlösung befüllen; Lecktest 24 h.
- Algen einimpfen, Licht auf 30 % starten, langsam auf 60–70 % steigern.
- Sensoren kalibrieren, Automationen in App (Zeitplan, Temperaturgrenze) anlegen.
Bauzeit: 4–6 h. Kosten grob: 500–900 € je nach Komponenten und Größe.
Fallstudie: 45 m² Stadtwohnung, Homeoffice-Zone
- Setup: 1,8 m × 0,8 m Panel, 30 L Volumen, LED 50 W Ø, leise Pumpe (23 dB)
- Ergebnis (3 Wochen stabiler Betrieb):
- CO₂-Mittelwert im Homeoffice: 970 ppm → 780 ppm (bei identischem Lüftungsverhalten)
- Nachhallzeit RT60: 0,55 s → 0,43 s (500–2 000 Hz)
- Stromverbrauch: 0,9 kWh/Tag bei 18 h Dimmprofil
Hinweis: Werte sind Beispielmessungen und abhängig von Raumgeometrie, Isolierung und Nutzung.
Smart-Home-Integration
- Matter-/WLAN-Bridge: Lichtszenen (Tag/Nacht, Fokus/Relax), Temperaturabschaltung, Erinnerungen für Nährlösung.
- Automation: Bei CO₂ > 1 000 ppm → Lichtintensität +20 % und Fensterkontakt erinnert ans Stoßlüften.
- Präsenz: Bewegungsmelder dimmt Panel auf 15 % Nachtlicht.
Pflege, Betriebskosten und Lebensdauer
- Strom: 15–70 W je nach Größe und Dimmung → 5–20 € pro Monat (0,30 €/kWh, Nutzungsprofil abhängig).
- Wasser & Nährlösung: Verdunstung mit destilliertem Wasser ausgleichen; Komplettwechsel alle 1–2 Monate.
- LEDs: 30 000–50 000 h; Pumpe 10 000–20 000 h (austauschbar).
Einsatzorte: Von Bad bis Bibliothek
- Wohnzimmer/Loft: Zonentrennung zwischen Sofa und Essbereich, sanfter Sichtschutz.
- Homeoffice: Fokuslicht, CO₂-Puffer in intensiven Arbeitsphasen.
- Bad: Warmes Licht, natürliche Feuchtepufferung (nur geschlossene Systeme verwenden).
- Flur: Begrüßungslicht mit Timer, lebendiges Statement-Piece.
Pro / Contra kurzgefasst
| Aspekt |
Pro |
Contra |
| Design |
Einzigartige, lebendige Ästhetik |
Grüne Tönung nicht in jedem Stil gewünscht |
| Klima |
Verbessert CO₂/O₂-Balance lokal |
Kein Ersatz für Lüftung |
| Akustik |
Spürbar weniger Nachhall |
Kein Bassabsorber |
| Wartung |
Routinen sind einfach |
Regelmäßiger Nährlösungstausch nötig |
| Energie |
Moderater Verbrauch |
Ohne Licht kein Effekt |
Nachhaltigkeit & Kreislauf
- Modular: Pumpen/LEDs austauschbar; Rahmen wiederverwendbar.
- Nährlösung: Algenbiomasse kann separiert und kompostiert werden (ohne Zusatzstoffe).
- Materialwahl: Rezyklierbares Acryl/Glas; Dichtungen als Ersatzteil verfügbar.
Stilberatung: So passt der Algenraumteiler in Ihr Interieur
- Minimalistisch: Schwarzer Alurahmen, klares Glas, lineares Licht – Fokus auf Geometrie.
- Skandinavisch: Helles Holzfurnier am Sockel, warmweißes Abendlicht.
- Industrial: Sichtbare Schrauben, rohes Metall, kräftiges Smaragdgrün.
Zukunft: Adaptive Bioflächen
- Spektralsensorik: Licht passt sich dem Chlorophyll-Gehalt an – maximale Effizienz.
- CO₂-Direktkopplung: Verbindung mit Lüftungsventil – mehr Wachstum, wenn Gäste da sind.
- Fassadenkopplung: Tageslichtnutzung per Lichtleiter, geringere Stromaufnahme.
Fazit: Lebendige Trennung statt toter Wand
Ein Algenraumteiler ist mehr als Deko: Er bringt Luftqualität, Akustik und Licht in Balance – besonders in offenen Grundrissen und Homeoffice-Situationen. Starten Sie klein (60 × 120 cm), testen Sie Lichtprofile und Wartungsrhythmus und skalieren Sie dann auf eine Statement-Wand.
CTA: Planen Sie Ihr erstes Modul: Raumgröße messen, Platz für Steckdose prüfen, 24-V-Setup wählen – und in vier Stunden steht Ihre grüne, leuchtende Trennwand.